Eine Rohstoffkrise.
Die Politiker schweigen.
Die letzte Hoffnung.
Eine Insel.
Das Land steuert auf eine Rohstoffkrise zu und die Politiker lassen es geschehen, um ihr Ansehen in der Gesellschaft nicht zu verlieren.
Nileen ist Wissenschaftlerin und sucht seit Jahren nach neuen Minerallagerstätten. Auf der entlegenen Insel Tatopani wird sie fündig. Mit der Rettung der Energiewirtschaft erhofft sie sich Anerkennung für ihre Erfolge, doch die Politiker kaschieren ihren Erfolg und geben ihn für ihren eigenen aus. Während sie den Abbau des Minerals leitet und ihrer Karriere entgegenfiebert, kommt ihr etwas in die Quere, dass sie nicht durch Arbeit beseitigen kann.
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Wie gehen wir mit den Ressourcen um, die uns die Erde bereit stellt?
Wie behandeln wir Menschen, die von unserer Habgier betroffen sind?
Jeder kennt Geschichten über Ressourcenausbeutung.
Was macht meine Geschichte besonders?
Und wie ist sie zu mir gekommen?
Das Buch ist eingereicht! Jetzt warte ich die Antwort der Agentur ab.
Ich habe früher extrem viele Fantasy Romane gelesen, doch es störte mich, dass es in vielen Büchern einen Guten und einen Bösen gab. Die Sichtweisen wurden selten als gleichwertig dargestellt. Auch in Realität wird oft versucht die gesamte Schuld auf einen einzelnen Beteiligten zu werfen. Doch so einfach sind menschliche Beziehungen nun mal nicht.
In meiner Trilogie gewichte ich verschiedene Sichtweisen in gleichem Maße. Jeder hat eine gute und böse Seite in sich. Je nachdem welche Überzeugungen man selbst vertritt, fühlt man sich selbst nicht als Bösewicht. Alles Ansichtssache also.
Da ich früher bekennende Fantasy-Leserin war, spielt das Buch in einer ausgedachten Welt. Das erste Buch „Nabendu“ handelt in einer Science-Fiction Welt. Hier gibt es ein Mineral, auf dem die gesamte Energieversorgung basiert und der Gesellschaft einen technologischen Höhenflug ermöglichte.
Der folgende Teil „Tatopani“ spielt mehr in einer Fantasy-Welt. Mehr darf ich hier nicht schreiben, sonst ist der Clue aus dem ersten Tiel verloren.
Der Bus stand eingekeilt zwischen Felmobilen an einer Ampel. Die Fahrzeuge schwebten alle einen halben Meter über dem Boden und aus ihren Auspuffen strömten lilafarbene Abgase. Die reinen Feliziumkristalle vermengten sich mit der Luft und verteilten sich in der Atmosphäre. Es war unmöglich sie zurückzugewinnen.
Die Ampel leuchtete grün und wieder rot. Der Bus ließ die Haltestelle hinter sich und verschmolz mit der Menge aus Felmobilen, die weiterhin das wertvolle Mineral in die Luft ausstießen.
Nileen wusste, wie es um die Ressource stand.
Die Lagerstätten waren leer. Kein Krümel des lilafarbenen Minerals, welches das Land mit Energie versorgte, war bald mehr von den Steinen abzukratzen. In spätenstens zwei Jahren würden die Felizium-Lagerstätten in Nabendu schließen.
Nileen hatte dem Gremium ein Gutachten vorgelegt, in dem sie klarstellte, das jetzt gehandelt werden musste. Doch ihr Chef, der Leiter der Feliziumforschung, hatte ihre Forderungen relativiert. Er hatte sich an das Rednerpult des Gremiums gestellt und behauptet, das Nachbarland Tiam besäße genügend Ressourcen, um ihr Land mit zuversorgen.
In ihrem Gutachten hatte Nileen gefordert, Feliziumfilter in alle Fahrzeuge einzubauen. Sie waren zwar teuer und mussten oft ersetzt werden, doch wenn die Energieversorgung zusammenbrach, würde es die Bürger härter treffen. Lieber sollten sie jetzt das Geld investieren. Dank ihrem Chef wurden die Filter nur in Bussen eingebaut.
Deshalb stand sie hier, obwohl sie es hasste den Schweiß von anderen Menschen zu riechen. Es war eine Qual. Genau wie alle anderen säße sie lieber in ihrem privaten Felmobil, doch diesen kleinen Sieg über ihren Chef musste sie auskosten.
Nach dem Studium hatte sie an künstlichem Felizium geforscht. Sie hatte Chemikalien in Reagenzgläser vermischt und auf eine lilafarbene Ausfällung gehofft. Doch nach fünf Jahren hatten sie ergebnislos ihren Laborkittel und die Sicherheitsschuhe zurückgegeben.
Sie hatte eine Idee, die sie ausprobieren wollte. Felizium reflektierte sehr viel ultraviolette Strahlung. Mit einem entsprechenden Sensor konnte sie also feliziumreiches Gestein aus der Luft entdecken. Für diese Projektidee hatte ihr das Gremium Forschungsgelder zugeschrieben, mit denen sie sich und zwei Mitarbeiter finanzieren konnte. Seit drei Jahren forschte sie nun mit Larum und Manoj an dem Sensor und perfektionierte ihn. Gestern war die Drohne mit dem Sensor von ihrem Erkundungstrip zurückgekehrt. Nileen hatte auf dem Balkon gewartet und das Flugobjekt am Himmel erspäht. Mit ausgestreckten Arme hatte sie ihre Schöpfung empfangen. Als die Rotorblätter stillstanden, streichelte sie das Gerät und bedankte sich. Den Sensor demontierte sie samt Chipkarte, die sie zum Einlesen der Bilder in den Computer legte. Zweiunddreißig Stunden brauchte der Computer, um die Daten auszuwerten. Die waren nun vorbei. Heute würde sich herausstellen, ob es in diesem Land noch eine Hoffnung gab, die Krise abzuwenden.
Eins war gewiss: Wenn jemals eine neue Lagerstätte gefunden wurde, dann musste Nileens Name darunter stehen.
„Forschungszentrum.“ Die automatische Stimme hallte durch den Bus. Noch ehe das Fahrzeug hielt, drängelte sich der Mann hinter Nileen vor und streifte dabei ihre Schulter. Sie saßen alle im gleichen Käfig, warum konnte er sich nicht gedulden?
Nileen verstaute das Notizbuch, schloss die Augen und ertrug die letzten Sekunden, bis sich das Fahrzeug senkte und die Passagiere hinausströmten.
Als letzte betrat sie den Platz vor dem Forschungszentrum. Sie strich sich den engen Rock glatt und zupfte die Ärmel der Bluse von ihrem verschwitzten Oberarm. Der Bus hob hinter ihr ab und schwebte über den Asphalt zur nächsten Haltestelle. Die Fahrer der Felmobile konnte es nicht erwarten, dass der Bus die Spur frei machte. Als sie Gas gaben, folgten ihnen die lilafarbene Abgasschlieren.
Nileen schloss die Augen und wandte sich von dem Problem ab.
Ihr Projekt. Darauf sollte sie sich konzentrieren. Das Notizbuch in ihrer Tasche prallte bei jedem Schritt gegen ihren Oberschenkel. Sie überquerte den unebenen Platz aus Pflastersteinen und erreichte das Forschungszentrum. Einzig die Eingangshalle war von dem ursprünglichen Gebäudekomplex erhalten geblieben. Gemälde von Königen hingen an den Wänden und Steinskulpturen säumten die Gänge, in denen noch vor einhundertundelf Jahren die königlichen Herrschaften mit ihrem Gefolge spazieren gegangen waren. Hinter dieser Fassade war ein Wolkenkratzer erbaut worden, der den Gesetzen der Statik trotzte. Er wandte sich mit zweihundertfünfzig Stockwerken in den Himmel und wurde gestützt von stabilisierenden Leitungen. Darin verdampfte kontinuierlich Felizium, dass durch seine auftreibende Kraft dem Gebäude Halt verlieh. In der ganzen Stadt fanden sich Gebäude, die mit den Kräften des Feliziums experimentierten. Ganze Gebäudekomplexe brachten die Architekten zum Schweben. Unnötige Kunst. Wer brauchte schwebende Gebäude, die pro Minute eine Tonne Felizium verbrauchten, wenn die Stadt bald ohne Strom dastünde.
Nileen lief an dem historischen Eingang des Forschungsgebäudes vorbei und trat durch eine gläserne Hintertür in eine moderne Halle mit klimatisierter Luft. Nileen erreichte den Fahrstuhl und fuhr ins einhundertundvierzigste Stockwerk. Sonnenlicht leuchtete durch die Glasfassade. Das Stadtpanorama breitete sich unter ihr aus. Die Hochhäuser des Wirtschaftskomplexes bildeten eine Allee, die bis zum Meer führte.
Nileen lief zielstrebig zu ihrem Büro. Ihre schweißnassen Hände rutschten von der Türklinke ab. Sie atmete durch. Drei Jahre Arbeit wurden nun auf die Probe gestellt.