Leider hat die Altenpflege ein enormes Imageproblem, denn die wenigsten wissen, was tatsächlich hinter dem Job steckt. Das war auch der Grund für die letzten Blogbeiträge, in denen ich AltenpflegerInnen gebeten habe, mir emotionale Geschichten aus ihrem Job zu erzählen.
Dann erschien die Miniserie „Ehrenpflegas“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, um den Job in der Pflege zu bewerben. Daraufhin gab es einen krassen Aufschrei. Beziehungsweise, es gibt ihn, denn die Wut darüber ist noch lange nicht abgeflaut.
Ich finde: Jeder sollte sich eine Meinung zu „Ehrenpflegas“ bilden, denn Pflege geht uns alle was an.
Meine erste Meinung zu Ehrenpflegas
Letztens habe ich mit einer Freundin die fünf Folgen von „Ehrenpflegas“ angeschaut. Nach der ersten Folge waren wir beide so: hä, was ist das denn? Aber nach der fünften Folge fanden wir es eigentlich ganz nett. Ich fand vor allem die Charakterentwicklung sehr sympathisch. Ich bin mir sicher, dass die Macher ihre Zielgruppe sehr genau analysiert haben und ein professionelles Marketingteam hinter allem steht. Meine Meinung zu Ehrenpflegas was danach also sogar positiv, bis ich die Kritik genauer unter die Lupe genommen habe.
Warum wird Ehrenpflegas so stark kritisiert?
Dieses Jahr haben wir zur Abwechslung mal mitbekommen, wie katastrophal die Zustände in Pflegeeinrichtungen sind. Die Pflegekräfte sind völlig überlastet und werden viel zu schlecht entlohnt. Das was sie brauchen ist Anerkennung in Form von fairen Arbeitsbedingungen und kein Applaus vom Balkon. Und ausgerechnet in dieser Zeit bringt das Bundesministerium eine Miniserie für 700.000€ raus.
Das Geld hätte man besser einsetzen können, sagen viele.
Zum Beispiel, um endlich die richtigen Schritte einzuleiten, damit der Job in der Pflege tatsächlich attraktiver wird und nicht nur in einer fiktiven Sendung. Die Kritik bezieht sich vor allem darauf, dass der Job in der Pflege völlig verzerrt dargestellt wird und nichts mit der Realität zu tun hat.
Insbesondere in der ersten Folge wird suggeriert, dass die Pflegeausbildung auch für alle geeignet sei, die sonst keine Perspektive haben. […] Außerdem bedient die Serie Klischees […], gegen die wir seit Jahren ankämpfen.
aerzteblatt.de
Einige Menschen fordert bereits das sofortige Ende der Kampagne durch Petitionen und es gibt sogar bereits eine Parodie:
Ach, das ist alles schwierig.
Ich hoffe einfach, dass der Miniserie „Ehrenpflegas“ nun weitere Maßnahmen folgen, um all den Pflegekräften im Land endlich Anerkennung für ihren Job zu bieten.
Wie machen andere Länder den Job in der Pflege attraktiver?
In England zum Beispiel hat der Job des Krankenpflegers eine ganz andere Stellung. Erstmal ist er viel besser bezahlt und zusätzlich haben die Angestellten mehr Weiterbildungsmöglichkeiten, sodass sie teilweise selbst Medikamente verschreiben können. Also Aufgaben, die bei uns ein Arzt übernehmen muss.
Ich denke, dass wir alle, die nicht in der Pflege arbeiten, uns genauso für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen müssen. Denn Pflege geht uns alle was an!
Aber was kann jede(r) Einzelne von uns tun?
Ich denke, im ersten Schritt muss man sich informieren und sich eine Meinung bilden. Ein wunderbares Buch, um anzufangen ist „I´m a nurse – Warum ich meinen Beruf als Krankenschwester liebe – trotz allem.“ Denn früher oder später bekommen auch wir die schlechten Arbeitsbedingungen zu spüren, weil wir zum Beispiel selbst als Patient im Krankenhaus oder im Altenheim liegen.
Wenn dich die negative Berichterstattung über das Thema „Altenpflege“ ebenfalls stört, dann habe ich hier auf meinem Blog einige schöne Geschichten für dich!
Was ist deine Meinung zu Ehrenpflegas? Sollte man ein so sensibles Thema in dieser Form bewerben?
Hiermit endet zunächst einmal das Thema Altenpflege, aber da es mir so am Herzen liegt, werde ich bestimmt immer darauf zurückkommen. Ab übernächster Woche geht es um das Thema Müll.
Bis dahin wünsche ich dir eine schöne Vorweihnachtszeit!