„Schaust du eher positiv oder negativ in die Zukunft?“, hat mich einmal eine Freundin gefragt. Darüber musste ich länger nachdenken. Ich war keine Pessimistin, aber gerade in Bezug auf den Klimawandel, sah ich eher schwarz. In meinen drei Jahren Geographiestudium habe ich mich damit beschäftigt, wie der Mensch unseren wunderschönen Planeten ausnutzt und beschädigt. Wir sind einfach zu viele. Aber dafür gibt es keine Lösung.

Ich musste meiner Freundin also sagen: Eher negativ. Sie hingegen wurde in den 70er Jahren geboren und hat miterlebt, wie nach dem Kalten Krieg eine Hoffnungswelle durch die Gesellschaft schwappte. Endlich herrschte Frieden. Für sie war es selbstverständlich, dass sich alles zum Besseren wenden würde.

Das Gespräch mit meiner Freundin hat eine brennende Frage in mir aufgeworfen: Welche Gefühle löst die Klimakrise bei jungen Menschen aus?

Um das besser zu verstehen, habe ich mir die Ergebnisse der Sinus-Jugendstudie angeschaut, die zeigt, dass viele Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren mit ähnlichen mulmigen Gefühlen in die Zukunft blicken wie ich nach meinem Geographiestudium.

„Das Ding ist ja, wir haben nur diesen einen Planeten. Wir haben nur eine Chance. Und die werden wir garantiert verhauen. Und wenn man sich jetzt mal die Welt sich anguckt, ist es einfach so“ (Calmbach et al. 2016).

Nach dem Studium wollte ich für all diese Probleme, die wir verursacht haben, Lösungen finden. Ich setzte ein Masterstudium drauf und spezialisierte mich auf Altlastensanierung und Abwasserreinigung. Das Studium hat meine Erwartung komplett erfüllt. Ich lernte wie man einen Boden nach einem Chemieunfall wieder reinigt oder welche alternativen Toilettensysteme für den Einsatz in Entwicklungsländern geeignet sind.

So lernte ich auch das Toranam-Projekt kennen, das ich die letzten Wochen über vorgestellt habe. Für das Projekt baute ich eine Trocken-Trenn-Toilette, die Wasser spart und die Nährstoffe als Dünger auf das Feld zurückträgt. Damit trotzt man dem Wassermangel und dem immensen Verbrauch von chemischen Düngemittel, die den Boden belasten.

Kurz um: Ich habe gesehen wie aktiver Umwelt- und Klimaschutz aussehen kann.

Und das Projekt wird nur von einer Hand voll Leute geführt.

Natürlich muss nicht jeder ein gemeinnützies Projekt aufziehen, um etwas zum Klimaschutz beizutragen. Der erste Schritt zu mehr Klimaschutz ist meiner Meinung nach, zu akzeptieren, dass jeder etwas bewirken kann.

Viele Jugendlichen aus der Sinus-Studie hingegen denken, dass sie als Einzelne keinen Impact haben.

 „Denn selbst wenn sich alle Menschen vegetarisch oder vegan ernähren würden, änderte das nach ihrer Auffassung nichts an der grundsätzlichen Problematik, dass insgesamt zu viele Menschen ernährt werden müssten“ (Calmbach et al. 2016).

Ich kann nachvollziehen, dass sie so denken. Aber das ist nicht so. Mit jedem T-Shirt, befeuern wir Kinderarbeit, wenn wir in den falschen Geschäften einkaufen, und verwehren anderen Unternehmen die Chance sich auf dem Markt zu etablieren.

Ich denke auch oft daran zurück, dass ich vor 11 Jahren wenige vegetarische Speisen im Restaurant gefunden habe und deshalb trockenen Reis mit Beilagengemüse in mich reinschaufelte. Heute sind die meisten Speisekarten prächtig ausgestattet.

Mein Aufenthalt in Indien letztes Jahr und diese ganze Debatte im Allgemeinen hat mich zu einem Roman inspiriert. Zum aktuellen Zeitpunkt habe ich ihn einmal runtergeschrieben und hoffe ihn noch dieses Jahr bei Verlagen einzureichen.

Was ich mir von diesem Buch erhoffe? Dass sich mehr junge Leute trauen positiv in die Zukunft zu schauen.

Quelle:

Marc Calmbach; Silke Borgstedt Inga Borchard; Peter Martin Thomas; Berthold Bodo Flaig (2016): Wie ticken Jugendliche 2016 – Lebenswelten von Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren in Deutschland. Springer. URL: https://www.sinus-institut.de/veroeffentlichungen/buecher-und-artikel/(Stand: 10.08.2020)

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