Du gibst einem Kind Taschengeld, damit es sich was Schönes kauft. Wenn es dann mit einem Beutel Süßigkeiten nach Hause kommt, die in Farbstoffen eingelegt worden sind und du im Lächeln deines Kindes schon die Karies vorhersiehst, wie reagierst du dann? Vermutlich versuchst du ihm bei zu bringen, dass Süßigkeiten schlecht sind und es als Kompromiss doch lieber Apfelmus kaufen soll.

Du fragst dich, was das mit einer indischen Farm zu tun hat? Nun, da lasse ich Monja vom Toranam-Projekt erzählen.

Autorin: Sarah Stano | Die Passionierte: Monja Müller

Bei uns ist Plastik mittlerweile verpönt, doch in Indien ist dieses Wissen noch nicht durchgesickert. Auf einmal stand ein Zaun aus Plastik in meinem nachhaltigen Paradies.

Seit Monaten lege ich Nachtschichten ein, um Spendengelder für unsere Farm in Indien zu akquirieren. Unser Kontostand setzt sich bisher aus den Ersparnissen von Freunden und Familienmitgliedern zusammen, die unser Vorhaben unterstützen. Umso wichtiger ist es mir, dieses Geld vernünftig einzusetzen. Ich würde mich schämen, wenn wir es für Unnützes ausgeben.

Zum Beispiel für einen Zaun aus Plastik.

Plastik hat auf unserer nachhaltigen Farm nichts zu suchen. Und trotzdem stand ich einem gegenüber, als ich nach längerer Zeit die Farm wieder besuchte. Er sollte Fremde aufhalten auf unsere Farm zu laufen, also nett gemeint, doch die eine Hälfte lag am Boden, die andere eingeklemmt zwischen zwei Bäumen. Und hässlich war er oben drein.

Wärst du an meiner Stelle auch sauer gewesen? Immerhin hatten wir mit unseren Partnern vor Ort eine gemeinsame Vision für die Farm ausgearbeitet. Und die besagte:

Nachhaltigkeit ist oberstes Gebot.

Da in der Nähe ein Steinbruch ist, errichten die meisten Leute ihre Zäune aus Granit. Für das gleiche Geld hätten wir also einen Edel-Boutiquen-Zaun haben können, der irgendwann verwittert und Eins mit dem Erdreich wird.

Einige Stellen in der Umgebung sind bereits richtig vermüllt. Jedes Plastikprodukt auf das wir verzichten hilft, diese Müllhalden nicht noch zu vergrößern.

Natürlich stellen wir unseren lokalen Partnern einen Teil der Spendengelder zur Verfügung, damit sie vernünftig wirtschaften können. Wenn sie uns bei jedem Einkauf um Erlaubnis fragen müssten, das wäre Quatsch.

Aber dann bitte keinen Zaun aus Plastik.

Wie du schon merkst, an dieser Stelle war ich verzweifelt. Ich fühlte mich, als hätte ich unsere Spender betrogen und unsere Vision mit Füßen getreten.

Franzi erwies sich als sehr gute Diplomatin, die zwischen mir und den lokalen Partnern kommunizierte. Es dauerte einige Tage, bis ich akzeptierte, dass ich nicht alles bestimmen kann. Ich bin keine Mutter, die ihren Kindern Taschengeld gibt. Diese Leute arbeiten aus dem besten Gewissen heraus und haben Gründe für ihre Entscheidungen. Außerdem habe ich keine Ahnung, welche Zäune es auf dem Markt gibt und wie teuer die sind. Vielleicht kostet Granit doch sehr viel mehr, wie ich dachte. Alles, was wir tun können ist, sie über die ökologischen Probleme von Plastik aufzuklären.

Es ist so großartig, dass die Leute hier vor Ort den Laden schmeißen, während wir uns von Deutschland aus um andere Sachen kümmern. Und dafür bin ich ihnen dankbar.

Trotzdem hoffe ich, dass sie das nächste Mal lieber Granitblöcke in die Erde rammen. Das ist nicht nur nachhaltiger, sondern hat auch mehr Stil. Findest du nicht auch?

Sarah:   Keine leichte Entscheidung. Gibst du den lokalen Partnern unbegrenzte Freiheit über das Geld, oder würdest du jeden Cent-Betrag überprüfen. Du fändest einen Mittelweg gut – okay, aber bei welchem Betrag ziehst du die Grenze? Schreib mir deine Meinung dazu in die Kommentare, ich bin gespannt, wie du das regeln würdest.

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