Die wahre Kraft von Social Media zeigt sich, wenn du plötzlich von einem Shitstorm überwältigt wirst. Binnen weniger Stunden kann dein Ruf ruiniert sein. Wie würdest du dich dagegen schützen? Zunächst einmal wäre es wichtig, dass du überhaupt mitbekommst wie sich der Sturm über dir zusammenbraut. Vielleicht ist die Unzufriedenheit durch ein Missverständnis zu erklären. Ein kurzes Gespräch und niemandes Ruf müsste darunter leiden. Ich selbst habe das zum Glück noch nicht miterleben müssen, aber Monja vom Toranam-Projekt stand mitten drin im Sturm.

Autorin: Sarah Stano | Die Passionierte: Monja Müller

Du hast einem Farmer all seine Existenzsorgen verringert, doch plötzlich sitzt er noch tiefer in den Schulden. Seine Enttäuschung gepaart mit der Zerstörungskraft von Facebook, Twitter und Co. können schnell deine eigenen Ziele stürzen.

Einer der Bauern, denen wir das Konzept der Agroforstwirtschaft präsentiert hatten, war wohl sehr unzufrieden mit uns. Nachdem ich ihn besucht hatte, pflanzte er auf eigene Faust ein ganzes Feld voller Bäume. Ein halbes Jahr verstrich ehe wir dies überhaupt mitbekamen. Wir waren alle überrascht und begeistert von seinem Enthusiasmus. Vor allem hatten wir Respekt vor ihm, da er sein Geld investierte, ohne eine Garantie zu haben, dass ihm die Agroforstwirtschaft Erträge liefern würde.

Kannst du dir denken was geschah? Die Bäume gingen ihm ein, weil er zu wenig Wasser hatte. Nur all zu gerne hätten wir ihm dabei geholfen, wir hätten ihm sogar das Geld für die Bäume erstattet.

Aber er blieb stumm.

Bis er eines Tages auf Facebook postete, dass wir betrügen. Das ganze Projekt nur Betrug.

Zum Glück ist wenigsten eine von uns immer auf Facebook aktiv und bemerkte den Post. Wir mussten sofort handeln. Wenn sich das verbreitete, wäre unser Image ruiniert gewesen. Wer wusste schon mit wie vielen anderen Bauern er gesprochen hatte.

Franzi besuchte ihn auf seiner Farm und inspizierte die vertrockneten Bäumchen. Da war nichts mehr zu retten, außer unser Ruf. Der Farmer erzählte von dem Wassermangel, der die Plantage ruiniert hatte und wir versprachen ihm die Investitionskosten zu erstatten. Tatsächlich hält er weiter am Glauben fest und möchte neu starten. Dieses Mal mit unserer Hilfe.

Viele Bauern leben in Armut. Kann man es ihnen verübeln wenn sie für ihre Verluste einen Schuldigen suchen?

Die fiesen Kommentare und Posts hörten auf. Shitstorm abgelenkt.

Nur warum hat er vorher nichts gesagt? Franzi war das ganze halbe Jahr, seitdem er die Bäume gepflanzt hatte, vor Ort und hätte ihm geholfen. Das hätte alles verhindert werden können.

Du willst wissen warum? Weil man in der indischen Kultur nicht über Negatives spricht. Wir hätten nicht warten dürfen, bis er mit seinen Problemen zu uns kommt, sondern wir hätten ihn regelmäßig besuchen müssen, um die Probleme vorherzusehen. Ich bin so froh, dass wir diese Lektion lernen durften. Schlimmer wäre es gewesen, hätte eine ganze Gruppe von Farmern ein ausgedörrtes Feld vor der Haustür und nichts gesagt. Jetzt können wir unsere Strategie anpassen und hoffentlich gelingt es dem mutigen Bauern beim zweiten Versuch.

Sarah: Puh, da haben die beiden Glück gehabt. Das über Social Media Gerüchte verbreitet werden ist nichts Neues. Hast du vielleicht selbst schonmal eines initiiert oder warst Opfer eines Shitstorms? Ich finde beide Seiten total spannend und würde gerne eure Geschichten hören, also schreibt sie mir in die Kommentare!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Caro

    Mega interessant. Ich hatte im Studium ein Fach, dass sich genau mit diesen Stolpersteinen der Kommunikation beschäftigt hat. Interessanter Weise waren die Theorien die in diesem Fach unterrichtet werden sehr umstritten. Aber ich finde wenn man sie für diese Zwecke einsetzt, können sie solche Geschichten verhindern. Auch interessant ist das der Ansatz pro aktiv einen Shitstorm anzusprechen und zu versuchen das Problem zu lösen genau das Gegenteil von dem ist was von PR-Büros praktiziert wird ^^
    Aber in diesem Fall besonders in Betracht zur Indischen Art der Kommunikation absolut die richtige Herangehensweise.

    1. SarahStano

      Jetzt hast du mich doch neugierig gemacht: Was würde ein PR-Büro machen?

Schreibe einen Kommentar