Hast du dich schon mal im Tigerkostüm auf die Straße gestellt, um Spenden für Greenpeace einzuwerben? Fremde zu überzeugen ihr Geld zu investieren ist kein leichter Job. Damals nach dem Abi habe ich die Stelle als Fundraiser deshalb nicht angenommen, obwohl sie einen guten Zweck erfüllt. Vor Monja vom Toranam-Projekt lag eine noch größere Herausforderung. Wie sollte sie jemanden überzeugen sich selbst zu retten?
Autorin: Sarah Stano | Passionierte: Monja Müller
Als ich mit meinem Laptop und meiner PowerPoint-Präsentation zum ersten Mal bei einem indischen Farmer auflief, um ihm die Vorteile von Agroforstwirtschaft zu präsentieren, war mein Gehirn ganz Matsch, weil ich versuchte mir die richtigen Worte zurecht zu legen.
Der Haken an Agroforst ist, dass die Bäume erst nach einigen Jahren Erträge liefern. Wenn du der Bauer wärst, einen Berg voll Schulden hast und jede zweite Saison deine Tomatenernte ausfällt, würdest du das Risiko wagen und in Bäume investieren?
Genau deshalb war es so schwer die Farmer von den langfristigen Vorteilen der Agroforstwirtschaft zu überzeugen.
Aber dieser gute Mann überraschte mich. Er war einer, der dich in deinem Tigerkostüm ernst nimmt und auf offener Straße einen Spendenvertrag unterschreibt, um die Orang-Utans im Regenwald zu retten. Und scheinbar wollte er auch sich selbst retten, denn sobald ich meine Präsentation beendet hatte, leuchteten seine Augen auf und er wollte sofort Bäume pflanzen.
Dafür muss ich ihnen einen Plan anfertigen, das dauert.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Es tat mir beinahe weh seinen Tatendrang unterdrücken zu müssen, doch es brauchte Zeit die richtigen Bäume für sein Grundstück auszuwählen. In dieser Regenzeit würde er die Bäume eh nicht mehr anpflanzen können.
Jeden Tag rief er an und wollte wissen ob sein Plan fertig ist. Jeden Tag vertröstete ich ihn, ich würde mich bei ihm melden, sobald der Plan fertig war, doch am nächsten Morgen bimmelte das Telefon wieder. Unter Hochdruck arbeitete ich seinen Plan aus und leitete ihn weiter.
Ich hörte nie eine Antwort.
Das ist echt frustrierend. Vermutlich genauso, musst du dich als Fundraiser in Tigerkostüm fühlen, wenn ein Passant den Stift bereits angesetzt hat und dann doch einen Rückzieher macht. Die Trockenzeit ging vorüber und der nächste Regen tröpfelte auf das Land. Es wäre die perfekte Zeit, die Setzlinge zu pflanzen, da sie viel Wasser brauchten. Spätestens jetzt erwartete ich, dass der Bauer sich meldete, aber es kam nichts. Ich bat Franzi, die sich zu der Zeit um unsere Farm kümmerte, nachzufragen.
Er hat die Bäume schon längst gepflanzt. Scheinbar wollte er den letzten Regen nutzen, bevor er ein halbes Jahr warten muss.
Wie bitte?
Direkt nachdem ich ihm den Plan geschickt hatte muss der Bauer losgedüst sein, um die Setzlinge zu kaufen. Er hatte einen Acker bepflanzt, ohne zu zögern oder uns zu Rate zu ziehen. Da er die letzte Regenzeit nutzte, war er allen anderen ein halbes Jahr voraus.
Du kannst dir vorstellen, wie baff ich war. Dieser Bauer setzte all die guten Ratschläge einfach um. Er jammerte weder über Investitionskosten, noch zweifelte er an dem Konzept. Sondern er erkannte seine Chance. Hättest du das erwartet? Klar wäre es besser gewesen, er hätte unsere Hilfe angenommen, damit wir ihm bei der Umsetzung helfen. Aber ich habe Respekt vor diesem Mann und richtig Bock, mit meiner Arbeit weiterzumachen.
Sarah: Hast du schon mal versucht jemanden von etwas Gutem zu überzeugen? Ich persönlich möchte anderen meine Meinung oft nicht aufdrängen, obwohl es für meinen Gegenüber vielleicht etwas positiv verändern würde. Denkst du man sollte es öfter wagen? Wo ziehst du die Grenze? Schreib es mir in die Kommentare. Die Story ist auch noch nicht zu Ende! Erfahre im nächsten Beitrag, wie es mit diesem mutigen Bauern weiter geht.